Hybrid-Vortrag vom 17. Februar 2022 von PD Dr. Philipp Kobusch (Universität Heidelberg):

"Der Innenraum griechischer Tempel - ein Ort rituellen und sozialen Handelns"

 

Am 17.02.2022 hielt Herr PD Dr. Philipp Kobusch (Universität Heidelberg) einen Hybrid-Vortrag mit dem Titel "Der Innen-raum griechischer Tempel – ein Ort rituellen und sozialen Handelns". Der Referent und der Verein Forum Antike e. V. wurde von Frau Ulrike Marcks (Forum Antike e. V.) vorgestellt. Die Vorstellung des Vereins ArchaeNova e. V. und die Leitung der Abschlussdiskussion erfolgten durch Herrn Dr. Karl-Heinz Halbedl. Der digitale Raum wurde von Herrn PD Dr. Philipp Kobusch bereit gestellt. Den Live-Stream führten Herr Martin Kühner und Herr Stefan Halbedl durch. Der Vortrag war eine Kooperationsveranstaltung des Instituts für Klassische Archäologie und Byzantinische Archäologie der Universität Heidelberg, des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der Universität Heidelberg, des Vereins Forum Antike e. V. und des Vereins ArchaeNova e. V.. Für die Einhaltung der Coronabestimmungen sorgten Herr Klaus Messmer, Herr Volker Mayer und Herr Michael Heierling.

Allgemein war die "griechische Kultur eine Tempelkultur". Diese Tempel mit ihrem "seit der Archaik relativ einheitlichen Aufbau" (offener Vorraum/Vorhalle (Pronaos), geschlossener Innenraum mit Kultbildbasis meist vor der Rückwand (Cella), bei Ringhallentempeln noch zusätzlich ein überdachter Säulenumgang (Pteron)) waren bis zum Ende der Klassischen Zeit die "prächtigsten und aufwendigsten" Bauten der Griechen. Wichtigster Teil eines Heiligtums war aber der außerhalb des Tempels gelegene Altar (Opferstätte), im Gegensatz zum Tempel mit dem "zentralen Kultbild" Bestandteil eines jeden Heiligtums. Der riesige Aufwand für den Tempelbau, obwohl Tempel gar nicht unbedingt erforderlich als Bestandteil eines Heiligtums waren, wurde in der Forschung in erster Linie mit Prestigestreben der Poleis nach außen und innen (Identifikationsobjekt) und dem Wunsch, dem jeweiligen Gott bzw. den Göttern ein gebührendes Haus zu schaffen, erklärt. Dass hinter der Errichtung von Tempeln auch das Motiv stehen könnte, dass man einen Bau für Abhaltung von öffentlichen Riten im Rahmen des Kultes und zur öffentlichen kultischen Verwendung schaffen wollte, wurde bislang - soweit ersichtlich - nicht gesehen.

Zur Zugänglichkeit und Nutzung von Tempelinnenräumen:

Ein Tempel durfte allgemein nach traditioneller Forschungsmeinung prinzipiell nur von Priestern betreten werden. Türschwellen und Türpfostenlöcher ("Hinweis auf Verschlussmöglichkeiten und Abschrankungen") und andere archäologische Indizien (Opfertische) geben jedoch Hinweise auf eine kultische Nutzung und Verwendung des Innenraumes und von Innenräumen von griechischen Tempeln durch normale Besucher. So kann in einigen griechischen Tempeln die Existenz von sogenannten für den Kult wichtigen Opfertischen im Inneren des Tempels wahrscheinlich gemacht werden. Des Weiteren zeugen direkt und indirekt schriftliche Nachrichten von einer rituell-kultischen Nutzung und Verwendung von Tempelinnen-räumen auch durch andere Personenkreise als Priester. Beispielseise berichtet das aus dem 2. Jh. v. Chr. stammende Sakralgesetz von Eresos (Lesbos/LSCG 124 Z.15 – 20), dass man in den Tempel kein Eisen und Bronze außer Münzen, keine Schuhe oder Tierhäute bringen darf und Frauen den Tempel mit Ausnahme der Priesterin und der Prophetin nicht betreten dürfen. Danach durften Männer den Tempel generell betreten. Das Betretendürfen des Tempelinneren durch größere Personengruppen wird auch durch andere antike Nachrichten indirekt belegt, indem bestimmten sozialen Gruppen (Geschlecht, sozialer Stand, Ethnizität) oder Unreinen (z. B. Frauen während ihrer Menstruation), bis sie wieder "rein" waren, das Betreten von Tempeln verboten wurde. Jeder griechische Tempel stand aber nicht zu jeder Zeit einer größeren Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Zugänglichkeit - wie inschriftlich belegt - konnte auf bestimmte Stunden oder Tage begrenzt sein. Antike Texte bezüglich der Vorgänge innerhalb des Tempels sind aber nur selten überliefert und eine gesamte originale Innenausstattung eines antiken Tempels, also eine Innenausstattung "ohne Veränderung", ist nicht erhalten. Tempel wurden allgemein wohl als heilig angesehen, wie die kritischen Bemerkungen von Zenon, dass Tempel Werke von Baumeistern und Handwerkern seien und dennoch sogar von den Stoikern als heilige und religiöse Plätze genutzt und behandelt wurden, zeigt (Plutarch, De Stoic. 1034 b-c). Diese Heiligkeit von griechischen Tempeln wird beispielsweise archäologisch (runde Standspur rechts der Zugangsrampe wohl Aufstellungsort eines Weihwasserbeckens (Perirrhanterion)) und epigraphisch (nur Asklepiostempel) beim Asklepiostempel und Artemistempel von Epidauros belegt. Weitere der rituellen Reinigung vor "Eintritt in einen sakralen Raum" dienende Weihwasserbecken sind archäologisch im Poseidontempel von Isthmia (Aufstellungsort vor dem Pronaos (Vorhalle bei griechischen Tempel)) und im Athenatempel von Stymphalos zu finden. Damit wurden die Innenräume der Tempel unter einen "besonderen rituellen Schutz" genommen. Die Aufstellung des Weihwasser-beckens (Reinigung) an der Zugangsrampe schützte den ganzen Ringhallentempel, während die Aufstellung des Weihwasser-beckens im Pteron ("Säulenumgang griechischer Tempel") nur den Pronaos und die Cella schützte. Danach konnte sich "das Verständnis der Teilräume eines Tempels" wohl unterscheiden.

Zugangsbeschränkungen:

 

1. Pronaos (Vorhalle bei griechischen Tempeln):

A Tempel mit Ringhalle:

 

Allgemein war der Säulenumgang bei griechischen Ring-hallentempeln (Pteron) frei zugänglich im Gegensatz - zumindest seit spätarchaischer Zeit - zum Zugang zum Pronaos (Vorhalle bei griechischen Tempeln) bei Ring-hallentempeln. Der Zugang zum Pronaos war nicht offen, sondern konnte nur durch Eingänge betreten werden. Er sollte also immer verschlossen bleiben (Virtuv 4.4.1/z. B. Zeustempel von Olympia (Einlassungen zwischen Pronaos-säulen) und Nemesistempel von Ramnous (Schleifspur einer Tür)). Die Mehrheit dieser Abschrankungen des Pronaos waren wohl Gitter, welche ein Betreten des Pronaos verhin-derten, aber den Blick auf das Pronaosinnere, bei offener Cellatüre sogar in die Cella erlaubten. Im letzteren Falle erscheinen Cella und Pronaos als schützenswertes Gesamt-ensemble.

 

B Tempel ohne Ringhalle:

Bei Tempeln ohne Ringhalle sind dagegen Abschrankungen des Pronaos seltener nachgewiesen (u. a. Isistempel auf Delos (130 v. Chr.), Zeustempel in Magnesia (2. Jh. v. Chr.)). Oft besaßen wohl die Tempel ohne Ringhalle keine Abschrankungen des Pronaos und waren so frei zugänglich. Der Pronaos galt wohl als Außenraum. Bei 11 Tempeln ohne Ringhalle ist keine Abschrankung nachweisbar.

2. Cella (geschlossener Hauptraum des Tempels mit Götterbild):

A Cellaeingangsbereich:

"Der Übergang vom Pronaos zur Cella war" allgemein bei Tempeln "durch eine Tür verschlossen". Zumindest teilweise - dieses Phänomen ist noch nicht generell untersucht - war vor dieser Tür eine Gittertüre vorgeschaltet, wie man an den kleinen rechteckigen Einlassungen für ein Gitter oder eine Tür vor den Einlassungen für die Cellatüre an den Cellatürschwellen (u. a. Heratempel in Pergamon (2. Jh. v. Chr.) und Tempel A des Asklepieion auf Kos (2. Jh. v. Chr.)) oder vor der Cellatürschwelle (Beispiel Apollontempel Delphi (4. Jh. v. Chr.)) erkennen kann. Solche vorgeschalteten Gitter könnten auch zur Verkleinerung der Zugangsmöglichkeit zur Cellatür, ja sogar zur Verkleinerung auf eine Cellatür bei zweiflügeligen Cellatüren gedient haben. Letzteres lässt sich aus den unterschiedlichen Abständen der kleinen rechteckigen Einlassungen bei dem Tempel A des Asklepieion auf Kos (2. Jh. v. Chr.) schließen. Auch diese Gittertüren und Vorrichtungen gaben natürlich bei offener Cellatüre den Blick auf das Cellainnere frei.

 

Danach war der Pronaos nicht nur Durchgangsraum zur Cella, sondern auch Aufenthaltsraum zur Betrachtung des Cellainneren (Aelius Aristides, Hieroi logoi I, 11 (2. Jh. n. Chr.)). Somit könnte der Pronaos bei Tempeln ohne Ringhalle die Funktion des Pteron, der Ringhalle bei Ringhallentempeln übernommen haben (These).

B Kultbildschranke:

In der Cella selbst befand sich noch eine weitere Abschrankung und zwar vor dem Kultbild, eine sogenannte Kultbild-schranke. Diese teilten die Cella in einen für Besucher zugänglichen Bereich am Eingang der Cella und einen normalerweise für Besucher abgesperrten hinteren Bereich um das Kultbild. Spuren solcher Kultbildschranken sind für den Tempel der Athena Polias von Priene (4. Jh. v. Chr.), für den Artemistempel von Epidauros (Ende 4./Anfang 3. Jh. v. Chr.), für den Despoinatempel von Lykosoura (Arkadien/2. Jh. v. Chr.) und für den Heraklestempel von Kleonai (2. Jh. v. Chr.) belegt.

3. Interpretation:

Insgesamt gesehen sind bei griechischen Tempeln folglich mehrfach mindestens vier verschiedene Verschlussmöglichkeiten festzustellen (1. Abschrankung des Pronaos, 2. Schwellengitter, 3. Cellatüre, 4. Kultbild-schranke), wobei diese vier Verschlussmöglichkeiten besonders bei Ring-hallentempeln kombiniert werden konnten. So konnten beispielsweise im Tempel A des Asklepieion von Kos (2. Jh. v. Chr.) eine Abschrankung des Pronaos, eine Abschrankung im Pronaos (anstelle der Kultbildschranke), ein Schwellengitter und eine Cellatür nachgewiesen werden. Inwieweit diese Abschrankungen gleichzeitig bestand hatten, ist unbekannt. Mit Hilfe der Schran-kungen konnten die Besucher "für einen Blick in die Cella" und damit auf das Kultbild positioniert werden. Das in der Cella stehende Kultbild unterlag der Anbetung (Heraklit(Fr. B 5/ca. 520 - 460 v. Chr.). Es bestand wohl allgemein eine direkte Kommunikation (Gebet (Flehen), Gesten) zwischen Gläubigen und Kultbild, um den jeweiligen Gott mit seinem Anliegen zu erreichen und war wohl eine der "wichtigsten Praktiken in jedem Tempel".

 

Je nach Abschrankung konnte diese Kommunikation mit dem Gott (Göttern) in verschiedenem Abstand vom Kultbild und "in verschiedenen Räumen" erfolgen. Die Kommunikation (Gebet) konnte somit im "Frontbereich des Pteron", der Säulenhalle, dem Pronaos und in der Cella selbst erfolgen. Durch den Einsatz einer Kombination von Abschran-kungen je nach Situation oder Tageszeit konnte der "Besucherstrom" gesteuert werden. Die Schau auf das Kultbild – so wurde von wissenschaftlicher Seite angenommen – sollte "einer körperlichen Offenbarung des Gottes (Epiphanie) gleichgekommen"  oder eine solche nachspielen. Bei den in der antiken Literatur geschilderten Epiphanien handelt es sich aber um plötzliche unerwartete Offenbarungen und um ein  plötzliches Verschwinden der Gottheit.

 

Hinweise auf Ritualhandlungen innerhalb des Tempels:

1. Nutzung als individueller Gebetsraum:

Der Tempelinnenraum wurde gemeinhin innerhalb des Heiligtums als bedeutender Gebets- und Opferraum genutzt. Er war häufig fester Bestandteil des Opferritus. Es ist auch überliefert, dass das Tempelinnere zudem ein Ort zwischenmenschlicher Begegnung und Kommunikation war, in welchem sich auch Verwaltungsprozesse abspielen konnten. Allgemein war somit das Innere des Tempels ein vielfältig, zeitweise von vielen Menschen genutzter Raum. Das "Öffnen und Betreten eines Tempels" mit anschließendem Sehen des Kultbildes wurde nach Kobusch in der Regel nicht als eine sichtbare Epiphanie arrangiert, sondern es sollte eine längere Betrachtung und Kommunikation mit der Gottheit von verschiedenen Abständen aus ermög-licht werden. Durch zeitliche verschobene Öffnung zumindest von einigen der jeweiligen Abschrankungen konnte sogar eine allmähliche Annäherung an das Kultbild durchgeführt werden. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass von einigen der antiken Besucher bei einer solchen Inszenierung das Ganze als Epiphanie wahrgenommen wurde.

2. Funktionale Opfereinrichtungen innerhalb des Tempels:

A Kulttische:

Reste von Kulttischen (u. a. Standbasen, Tischbeine) im Tempelinnern (Cella) unmittelbar vor dem Kultbild sind archäologisch u. a. für das Asklepieion von Alipheira (Arkadien/4. Jh. v. Chr.), im Tempel der Athena und des Zeus Soter von Phigaleia (Arkadien/4. Jh. v. Chr.), im Artemistempel von Epidauros und im Heraklestempel von Kleonai belegt, wobei sich in Alipheira und Phigaleia der Opfertisch unmittelbar vor dem Kultbild, in Epidauros und Kleonai in weiterer Entfernung vom Kultbild verbunden mit einer Kultbildschranke findet. Letzteres, die Verbindung von Opfertisch mit einer Kultschranke, ist bei antiken Tempeln ein verbreitetes Phänomen.

Teilweise wurden Opfertische neben den hier nicht näher berücksichtigten Indizien für eine Existenz von Opfertischen außerhalb des Tempels wohl auch in den Vorhallen/Vorräumen griechischer Tempel bzw. in den Pronaoi aufgestellt (u. a. mögliches Opfertischfundament in der Vorhalle des Tempels B im Asklepieion auf Kos, vier als für Beine eine Opfertisch interpretierbare Einlassungen in der Vorhalle des Tempels A im Asklepieion auf Kos, vier als Teile eines Opfertisches deut-bare Blöcke in der Vorhalle des Heratempels (Ringhallentempel) in Olympia). Die Opfertische - wohl ein Opfertisch pro Gottheit - dienten einst zur Ablage von den gerösteten Eingeweiden, Opfergebäck u. a. durch die Opfernden, wie mehrfach inschriftlich und literarisch belegt (u. a. inschriflich erhaltene Priestervorschriften der Stadt Kos der Insel Kos (IG XII 4, 1 346 (1. Jh. v. Chr.); Aristophanes, Plutos 676 - 680). Demnach waren die teilweise im Tempelinneren selbst aufgestellten - die Tempel waren in diesem Falle eine "der wichtigsten Opferplätze des Heiligtums" - Opfertische "vollwertige Opferstellen" im Rahmen eines festen Opferablaufes. Auf den Opfertischen wurden Teile des auf dem Altar durchgeführten Hauptopfers und individuelle Opfergaben (Opfergebäck) abgelegt.

 

Aufgrund der unterschiedlichen Lage der Opfertische in verschiedenen Tempeln wurde der je nach Standort des Opfertisches  mit dem Opfertisch verbundene Opferritus direkt vor dem Kultbild, in einiger Entfernung vom Kultbild, im Pronaos, aber auch wohl außerhalb des Tempels vollzogen. Diese verschiedene Lage der Opfertische zeigt nicht nur eine unterschiedliche Gliederung der Tempelinnenräume, sondern lässt auch auf unterschiedliche "Konzepte der Beziehung" zwischen dem Gläubigen und der verehrten Gottheit schließen (Kommunikation mit der Gottheit durch Opfer).

 

B Weihrauchständer (Thymiateria), Opferstöcke, Brandaltäre:

Weihrauchständer für das Opfern von Weihrauch - von Anhängern des Pythagoras und vor allem von Ärmeren als vollwertiger Tieropferersatz genutzt - waren Bestandteil von Opferabläufen und gehörten zur Ausstattung von griechischen Tempeln. Sie sind mehrfach inschriftlich belegt. Des Weiteren waren für Geldopfer Opferstöcke aufgestellt (z. B. Rest eines Opferstockes (Unterteil) in der Cella des Asklepieion von Thuria). Brandaltäre im Tempelinneren (Delphi) sind dagegen sehr selten - meist nur literarisch - belegt (z. B. Erechteion (Akropolis)). Sie wurden als "zusätzliche Opfervorrichtung" genutzt.

 

Folglich waren die Tempelinnenräume generell Besuchern zumindest zeitweise in unterschiedlichem Maße zugänglich und wurden auch zumindest zu bestimmten Zeiten rituell genutzt. Zudem wurden in den Tempeln heute meist verlorene, indi-viduelle und kollektive Weihgaben aufgestellt (Beleg Inventarlisten von Attika und Delos).

 

Rechts und links der drei zeichnerisch rekonstruierten Götterstatuen in der Bildmitte rekonstrierte Ehrenstatuen  (Zeichnung Kobusch)
Rechts und links der drei zeichnerisch rekonstruierten Götterstatuen in der Bildmitte rekonstrierte Ehrenstatuen (Zeichnung Kobusch)

All das, besonders aber die im Tempelinnern aufgestellten Weihgeschenke mit Stifternamen (Selbstdarstellungsbühne) - von denen besonders die Porträtstatuen hervorzuheben sind (z. B. n Beispiel-Votivstatuenbasen von Ehrenstatuen im Tempel der Hera Basileia in Pergamon) - waren nicht nur Geschenke an den Gott, sondern dienten auch der sozialen Kommunikation. Neben diesen mit der Zeit anwachsenden Schätzen (Votive/Kunstschätze) in den Tempeln gab es auch Fälle, in denen der "ausgemünzte Tempelschatz" im Tempel aufbewahrt wurde (Tempel B, Asklepieion von Kos (4. Jh. v. Chr.)). Solche Tempel konnten so zu einer Bank werden. Durch flexible Gitterkonstruktionen wurde diese Reichtümer (Weihegaben etc.) zum einen geschützt und zum anderen die Sichtbarkeit der Weihungen, Götterstandbilder etc. für den Besucher gewährleistet.

Fazit:

Die rituell-religiösen und sozialen Funktionen der Tempel konnten bei den jeweiligen griechischen Tempeln verschieden stark in Erscheinung treten. Auch die "rituelle Nutzung war nicht einheitlich". Die "rituellen Praktiken" bei den einzelnen Tempeln unterschieden sich nicht nur in den Einzelheiten, "sondern sie konnten auch ganz unterschiedlich" im jeweiligen Pronaos und der Cella "angeordnet werden". Des Weiteren war auch "die Zugänglichkeit und die Sichtbarkeit des Tempel-inneren" verschieden regelbar. So war jeder griechische Tempel - obwohl gewöhnlich im Grundaufbau mit den Tempelteilen Cella, Pronaos und eventuell Pteron einheitlich - aufgrund des Fehlens eines "kulturübergreifenden streng genormten Nutzungskonzeptes" wie es bei den christlichen Kirchen üblich ist, individuell gestaltet. Folglich ist jeder griechische Tempel auch bezüglich seiner "rituellen und sozialen Verwendung" einzigartig.

Wir danken Herrn PD Dr. Philipp Kobusch (Universität Heidelberg) für den einen neuen Weg einschlagenden Vortrag und die Bereitstellung des digitalen Raumes, Frau Ulrike Marcks (Forum Antike e. V.) für die Begrüßung und Einführung des Referenten, Herrn Dr. Karl-Heinz Halbedl für die Diskussions-leitung und Vorstellung des Vereins ArchaeNova e. V., Herrn Martin Kühner und Herrn Stefan Halbedl für die Durchführung des Live-Streams, Herrn Volker Mayer, Herrn Klaus Messmer und Herrn Michael Heierling für die Kontrolle der Einhaltung der Corona-

bestimmungen und allen anderen, die zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen haben.

Text: Karl-Heinz Halbedl. Fotos/Zeichnungen: Philipp Kobusch, Karl-Heinz Halbedl

Seitenbearbeiter: Karl-Heinz Halbedl